Digital braucht sozial - Ausgabe 1


Hallo, Reader.

Willkommen zur ersten Ausgabe von Digital braucht sozial. Schön, dass du dabei bist. 😊

Die aktuellen Entwicklungen im digitalen Bereich haben mehr als genug Themen für den Newsletter geliefert, ich bin daher gespannt, was du von meiner Auswahl hältst.

Wenn dir ein Thema fehlt, antworte mir gerne auf diese E-Mail und ich schaue es mir genauer. Generell sind Feedback, Verbesserungshinweise, Themenwünsche und auch einfach nur Austausch herzlich willkommen.

Viel Spaß beim Lesen,

Christian


💡 Fokusthema: Deep Seek zeigt, dass wir generative KI lokal nutzen müssen

Das chinesische Sprachmodell Deep Seek hat diese Woche die Technikwelt und die Aktienmärkte erschüttert. Das klingt dramatisch - und ist es kurzfristig auch.

Denn auch wenn sich Deep Seek möglicherweise bei OpenAI bedient hat und die Kosten für Training und Entwicklung ziemlich sicher höher sind, als das Unternehmen es aktuell kommuniziert:

Das Modell ist in meinen Test auf gleicher Höhe mit den Modellen von OpenAI, also ChatGPT, und braucht tatsächlich weniger Ressourcen, um Ergebnisse zu liefern.

Generative KI lässt sich nur lokal nachhaltig und verantwortungsvoll nutzen

Absolute Aussagen sind in der Regel nicht meine Sache, doch bei diesem Thema bin ich überzeugt:

Wer dauerhaft generative KI professionell im sozialen Bereich einsetzen will, muss sich mit der lokalen Nutzung befassen.

Nein, das ist keine versteckte Werbung für meinen aktuellen Blogartikel zu diesem Thema - die mache ich hiermit ganz offensichtlich, du findest den Artikel hier: Generative KI lokal nutzen – Anleitung und Tipps für den Einstieg

Ich schreibe das aus Überzeugung. Denn egal, ob Deep Seek jetzt weniger Ressourcen braucht als andere: Auch der Betrieb des Online-Dienstes von Deep Seek verschlingt Ressourcen in Form von Kühlwasser, Strom und mehr.

Da wir im sozialen Bereich mit wirklich sensiblen Daten arbeiten, und ich auch viele meiner Ideen und Gedanken nicht mit Servern teilen will, ist die lokale Nutzung generativer KI aus meiner Sicht ein unverzichtbares Werkzeug und die dafür notwendigen Fähigkeiten essenziell mittelfristig für Fachkräfte der Sozialen Arbeit.

Deep Seek lokal genutzt: Ein Erfahrungsbericht

Wie dir der Einstieg in lokale generative KI gelingen kann, beschreibe ich im oben verlinkten Blogartikel ausführlich, letzte Werbung, versprochen, daher liefere ich dir hier etwas, was du im Blog nicht findest: Meinen ersten Erfahrungsbericht nach einigen Tagen intensiver lokaler Nutzung von Deep Seek.

Lokale bedeutet:

Ich habe mir das KI-Modell von Deep Seek von hugginface.co heruntergeladen und es in den letzten Tagen intensiv in LM Studio, lokal und offline, auf meinem Mac genutzt.

Meine Erfahrungen bisher:

  • Lokal gibt es keine Zensur. Das Modell verfügt über alle Informationen zum Massaker auf dem Tianamen Square und zu anderen für die chinesische Regierung kritischen Themen. Bei der Online-Variante von Deep Seek sind es ziemlich sicher die Systeminstruktionen und -prompts, die Antworten auf solche Fragen verhindern.
  • Das Modell kommt mit der deutschen Sprache besser zurecht als manch anderes Modell, das auf Deutsch spezialisiert ist.
  • Vor allem bei der Arbeit mit PDF-Dokumenten hat mich Deep Seek überzeugt. Die inhaltliche Analyse und Zusammenfassung sind mindestens auf dem gleichen Level wie die der Modelle von Meta, Open AI und Anthropic (Claude).
  • Bei der Analyse von Konzepten, Antragsentwürfen und Brainstorming bleibt es in meinen Tests ein wenig hinter den Modellen von Anthropic zurück, kann aber mit Open AI und Mistral (dem französischen KI-Anbieter) mithalten.
  • Ich habe lokal noch keinen Weg gefunden, Bilder als Input zu nutzen. Das kann aber auch an mir liegen. Wenn da jemand einen Weg hat: immer her damit.

Zusammengefasst:

Deep Seek ist beeindruckend. Und es zeigt, warum wir in der Zivilgesellschaft und im Sozialbereich unbedingt lokal mit generativer KI arbeiten sollten. Denn weder der chinesischen Regierung noch der US-amerikanischen, vor allem seit der letzten Wahl, würde ich die Daten anvertrauen - unabhängig von Vereinbarungen, gesetzlichen Vorgaben und anderen Regeln.

Der reduzierte Ressourcenverbrauch ist ein weiteres Argument, das mir zeigt:

Lokale KI ist der richtige Weg.

Wie sieht es bei dir aus?

Hast du generative KI schon lokal ausprobiert oder hast du es vor?

Ich freue mich auf dein Feedback und deine Erfahrungen.


✅ Aktuelle Entwicklungen

1. Meta "lernt" von X

Ihr habt es sicherlich mitbekommen: Mark Zuckerberg will in den USA ​keine Faktenchecker mehr​ und findet auch Hatespeech gar nicht mehr so schlimm. Die Community soll es richten. Weil Community Notizen bei X ja auch hervorragend funktionieren und die Plattform ein Quell des Friedens und der Freude ist.

Falls es nicht klar war:

Der letzte Satz war natürlich sarkastisch gemeint. ​Erste Studien zeigen klar​, dass Community Notizen Fehlinformationen keineswegs eindämmen können.

Gerade für Soziale Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände und andere zivilgesellschaftliche Organisationen stellt sich jetzt die Frage: Was tun? Nach X noch eine Plattform verlassen?

👍 Handlungsempfehlung

Meine Antwort: Ruhig bleiben und erstmal weitermachen. Denn erstens haben wir in den EU-Gesetzen, die Faktenchecker nach wie vor nötig machen. Und zweitens ist vor allem Instagram aktuell schlicht noch zu relevant, um die Plattform komplett links liegenzulassen.

Das ist jedoch keine Empfehlung, die Hände in den Schoß zu legen. Einerseits sollten im Sozialbereich unsere Fans und Follower gezielt auf die Risiken der Plattformveränderungen aufmerksam machen. Dazu braucht es Erklärbeiträge, die das transparent machen.

Andererseits sollten sich soziale und zivilgesellschaftliche Organisationen mit dem Fediverse beschäftigen und sich beispielsweise Mastodon oder Pixelfed genauer anschauen. Nicht weil sie dort schon die Reichweite erwarten können, die Instagram heute bietet, sondern weil diese Alternativen gestärkt werden und die Abhängigkeit von Meta strategisch und schrittweise reduziert werden sollte.

Gute Tipps für den Fediverse Einstieg gibt es beim eBildungslabor.


2. Instagram ändert seine Formate

Nochmal Meta, dieses Mal aber handwerklich, mit Blick auf Instagram. Die lange angekündigte Umstellung auf das 4:5 Formate im Feed und eine neue 3:4 Grid-Ansicht sind jetzt für alle Realität (oder sollte es zumindest bald sein). Wirklich überraschen sollte das niemand.

Das neue Format sorgt vor allem dafür, dass die visuellen Inhalte auf Mobilgeräten mehr Raum einnehmen. Ein logischer Schritt, wenn man sich die primäre mobile Nutzung von Instagram - und die Weigerung, eine ordentliche Browserversion anzubieten - anschaut.

👍 Handlungsempfehlung

Die gute Nachricht: Es sind nur zwei Aufgaben zu erledigen. Die vielleicht nicht ganz so gute: Eine davon kann nervig und kleinteilig sein.

Die erste Aufgabe: Passt eure Vorlagen für Canva Beiträge auf das 4:5 Format an und achtet darauf, dass sie auch in der 3:2-Grid-Ansicht gut aussehen. Alle Formate hat Instagram Creators ​in einem aktuellen Instagram-Beitrag erklärt​.

Die potenziell nervige Aufgabe: Passt die Vorschaubilder eurer älteren quadratischen Beiträge in eurem Profil-Grid an.

Das geht folgendermaßen: Tipp auf den Beitrag, dann auf die drei Punkte rechts über dem Beitrag, scrollt, dann zur Option "Vorschau anpassen" und tippt diese an. Dann klickt ihr links unten auf "Anpassen" und könnt direkt daneben auch die Hintergrundfarbe anpassen, wenn ihr wollt.

Das potenziell Nervige: Ihr müsst das für jeden Beitrag einzeln tun. ☹️ Fragt mich nicht, warum Instagram da keine profilweite Funktion hat.


3. Social Media verändern sich - schafft euch Ankerpunkte

TikTok steht in den USA kurz vor einem Bann, Meta schwenkt auf Trump freundlichen Kurs ein, sämtliche CEOs der US-Technikkonzerne sind bei der Amtseinsetzung von Trump dabei - all diese Ereignisse sind nur die aktuellsten Beispiele für eine Entwicklung, die schon lange im Gange ist.

Social Media verändert sich, die Regulierung steht vor der Tür und welche Plattform wie lange noch nutz- und vertretbar ist, hat sich von einer theoretischen zu einer sehr praktischen Frage entwickelt.

Wie reagieren wir als Kommunikator*innen der Zivilgesellschaft, Sozialen Arbeit und Wohlfahrt darauf?

👍 Handlungsempfehlung

Meine Empfehlung: Schafft euch Ankerpunkte für eure Inhalte. Nutzt eure Website wieder mehr, die Auffrischung angesichts des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes steht ohnehin an, prüft Podcasts oder Newsletter.

Sucht und testet Medienkanäle, die ihr kontrolliert und auf denen ihr direkt mit euren Adressat*innen in Kontakt treten könnt.

Nicht aktionistisch, sondern ruhig, strukturiert und Schritt für Schritt.

💭 Reflexionsimpuls

Weiten wir den Blick für Alternativen zu den etablierten Plattformen und Angeboten. Das Fediverse mit seinen zahlreichen Diensten ist eine Option.

Eine andere habe ich vor kurzem kennengelernt: ​Good Search​.

Eine Suchmaschine ohne Technik der großen Konzerne und ohne Werbung, dafür mit Spenden- und Abo-Möglichkeit.

Klingt seltsam, aber irgendwie auch spannend. Ich habe mir mal ein Jahresabo geholt und werde demnächst mit den Machern podcasten. Wenn ihr also Fragen an sie habt, immer her damit.

Vielleicht lohnt es sich, dass wir uns aktiv auf die Suche nach Alternativen machen und neue Wege gehen?


🔗 Linkempfehlungen

Hier gebe ich euch immer drei lesenswerte Links mit. Da die Welt und die Nachrichten negativ genug sind, wähle ich hier bewusst positive oder inspirierende Artikel aus.

Viel Spaß bei der Lektüre und danke für deine Zeit bei dieser ersten Ausgabe. Ich freue mich auf dein Feedback.

Digital braucht sozial

Herzlich willkommen! Mein Name ist Christian und in meinem Newsletter "Digital braucht sozial" teile ich meine Einschätzung aktueller Entwicklungen rund um digitale Kommunikation, generative KI und digitales Arbeiten mit dir. Immer mit dem Fokus auf soziale, zivilgesellschaftliche und gemeinnützige Organisationen.

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Ein weißer Briefumschlag mit einem gelben Briefsymbol, das eine Benachrichtigung anzeigt, auf blauem Hintergrund. Der Text 'Digital braucht sozial' steht oben im Bild."

Hallo Reader, willkommen zur zweiten Ausgabe von Digital braucht Sozial. Bevor wir einsteigen, erlaube ich mir einige persönliche Zeilen: Gerade für Menschen, die im zivilgesellschaftlichen und sozialen Bereich arbeiten, kann die aktuelle Lage - sowohl in Deutschland als auch global - frustrierend und besorgniserregend sein. Es wäre einfach, angesichts all der aus meiner Sicht rückwärtsgewandten Veränderung zynisch zu werden. Meine Bitte: Tut das nicht! Wir brauchen Optimismus und Zuversicht...